Bioökonomie - innovative Wirtschaftsform für eine postfossile Welt

2016-07-11 12:36
von Dr. Hermann Fischer
BUSINESS, COMPANY, NEWS

Die Umstellung unseres Wirtschaftssystems auf biogene Grundlagen ist viel mehr als eine neue Variante der Ökonomie. Tatsächlich geht es um einen radikalen – das heißt: an den stofflichen und prozessualen Wurzeln unseres Wirtschaftens ansetzenden – Wandel, der in seiner umwälzenden Bedeutung vergleichbar ist mit anderen großen Veränderungen in der Menschheitsgeschichte, wie etwa der industriellen Revolution.

Nachdem fast 200 Jahre lang fossile Grundstoffe wie Kohle, Teer und später Erdöl als Leitsubstanzen unserer Technologie- und Wirtschaftsentwicklung dienten, gewinnt die Abkehr von diesen erschöpfbaren Rohstoffen erkennbar an Dynamik und die Umrisse eine postfossilen Ökonomie werden immer deutlicher erkennbar. Das gilt eben nicht nur für die Energieerzeugung, sondern auch bei den Stoffen. Die Chemiewende ist eine schlüssige Parallele zur Energiewende – und sie kann besser geplant und organisiert werden als jene.

In der Menschheitsgeschichte waren disruptive Änderungen bei den prägenden Substanzen auch immer hochinnovative Zeiten. Neue Materialien und neue Technologien brachten - etwa im Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit oder von dieser zur Eisenzeit - jeweils einen enormen Schub an menschlicher Kreativität und führten zu tiefgreifenden Umwandlungen in den ökonomischen und sozialen Beziehungen.

Es zeichnet sich ab, dass eine klug gestaltete Bioökonomie viele der Probleme, die uns die jahrzehntelange Vorherrschaft der fossilen Ressourcen beschert hat – vom Klimawandel bis zu persistenten Schadstoffen in allen Umweltmedien – zu lösen vermag. Da diese Art des Wirtschaftens sich vor allem auf erneuerbare Ressourcen gründet, eröffnet sie auch die Perspektive für echte Nachhaltigkeit - im Sinne einer Balance zwischen Konsumption und Reproduktion, die in der Fossilwirtschaft auf groteske Weise gestört war.

Aber wir müssen auch beachten: wenn die Grundlage der Bioökonomie vor allem die Synthese-Vorleistung der Pflanzen ist, dann müssen wir diese neuartige Ökonomie auch so gestalten, dass ihre Basis geschützt und erhalten wird: eine intakte Biosphäre und eine reiche Biodiversität. Bioökonomie ohne konsequenten Naturschutz wird nicht funktionieren.

Zurück

© 2024 | ALEMBIK Forschung, Beratung und Medien GmbH