Rührige europäische Bioplastik-Szene

2017-02-12 16:44
von Dr. Hermann Fischer

In den letzten Jahren ist immer deutlicher geworden, dass wir auf einem "Plastic Planet" leben. Ein großer Teil der fossilen Rohstoffe für die Chemie wird seit Jahrzehnten für die Herstellung von "Kunst-Stoffen" verwendet. Standen in der Anfangszeit die Wandelbarkeit, vielfältige Einsatzfähigkeit und Dauerhaftigkeit der "plastik"-Produkte im Vordergrund, so haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr die Nachteile dieser Produktgruppe herauskristallisiert. Begriffe wie "Pazifischer Plastik-Müllstrudel" als Folge der mangelhaften Abbsubarkeit vieler Kunststoffprodukte haben Eingang in unser kritisches Alltagsbewußtsein gefunden und nicht wenig zu dem negaiven Image der konventionellen Chemie beigetragen.

Dabei ist "Plastik" zunächst ein ganz neutraler Begriff, der lediglich die leichte Verformbarkeit - eben die "Plastizität" der entsprechenden Werkstoffe beschreibt (welche wiederum vor allem auf die chemische Struktur als vernetze Moleküle, "Polymere", zurückgeht.) Die beschriebenen Nachteile konventioneller Plastik-Produkte sind nämlich keineswegs zwingend. Vielmehr hat sich gezeigt, dass es möglich ist, auch auf der Basis nichtfossiler, erneuerbarer Grundstoffe polymer aufgebaute "plastische" Werkstoffe herzustellen, die viele der gewohnten und gewünschten Eigenschaften von klassischen Kunststoffen besitzen, ohne den schweren Rucksack der ökologischen Probleme mitzuschleppen, welche die erdölbasierten Kunststoffe in Verruf gebracht hatten.

Waren es anfangs eher Nischenprodukte, die auf der Basis von biogenen Rohstoffen wie Stärke, Milchsäure, Pflanzen, Pflanzenharzen usw. hergestellt wurden, so sind die "biobasierten Polymere" derzeit in vielen Anwendungsbereichen auf dem Vormarsch. Es fehlt auch nicht an den typischen Erscheinungen, welche den Aufstieg neuer Konzepte in der Regel begleiten: fachspezifische wissenschaftliche Tagungen und neue Fachzeitschriften. So findet inzwischen regelmäßig eine "European Bioplastic Conference" statt, zuletzt vom 29.-30.11. 2016. Auch ein eigenes Fachmagazin ist entstanden, dass sich ausschließlich den neuartigen, biogenen Polymerprodukten widmet und den zahlreichen aktuellen Forschungsergebnissen, Verfahrenstechniken und Anwendungsbereichen breiten Raum widmet: das "bioplastics magazin".

Biogene Polymere oder "Bioplastik" sind also auf dem Vormarsch!

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